Ess- und Fütterstörungen

 
Mund- Trink und Essstörungen im Säuglings- und Kindesalter

Essen und Trinken sind elementare Funktionen unseres Lebens und prägen schon die Neugeborenenzeit. Ein Säugling, der zufrieden nach der Nahrungsaufnahme lächelt und dann wieder einschläft, ist für uns Erwachsenene schön anzusehen und strahlt auf uns Ruhe und Zufriedenheit aus.

Aber nicht bei allen jungen Kindern verläuft die Füttersituation so entspannt und unbekümmert. 15 – 20 % aller Kinder leiden an einer leichten bis mittelschweren Trink- und Essstörung und 3 – 7 % an einer schweren Störung der Nahrungsaufnahme (Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung).

Für einige Eltern und Neugeborene entwickelt sich die Nahrungsaufnahme nicht zu einer entspannten Kommunikation/Situation. Die Kinder saugen nur sehr schwach, drehen sich immer wieder von der Nahrungsquelle weg, öffnen den Mund nicht, machen sich ganz steif, trinken nicht die vorgegebene Nahrungsmenge, schlafen immer wieder ein, wirken unruhig, unzufrieden und/oder weinen viel beim Trinken. Die Nahrungsaufnahme entwickelt sich zum Kampf und nicht zu einer vertrauten Bindung.

Mit diesem Verhalten haben häufig Eltern von zu früh geborenen Kindern, Säuglingen, die sondiert wurden, Kinder mit Syndromen (Down-Syndrom), cerebralparetische Kinder oder Kinder mit anatomischen Auffälligkeiten wie Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zu kämpfen.



Wann und wie entwickelt sich die Nahrungsaufnahme?

Das Saugen und Schlucken entwickelt sich schon sehr früh im Mutterleib. Das Schlucken ist bereits während der 12. – 14. Schwangerschaftswoche zu beobachten und das Saugen entwickelt sich anschließend zwischen der 15. – 18 Schwangerschaftswoche. In den folgenden Schwangerschaftswochen reifen diese Funktionen weiter, so dass der Säugling nach der Geburt eine gute Koordination von Saugen-Schlucken–Atmen beherrscht.



Was ist das Ziel der Behandlung?

Ziel der Behandlung ist eine ausreichende und sichere Versorgung des Kindes mit Nahrung. Essen und Trinken sollen zum Genuss werden, denn Essen hat für uns alle eine hohe Lebensqualität.



Wie lässt sich dieser Kreislauf durchbrechen und entwickelt sich die Nahrungsaufnahme zu einer entspannten Situation?


Nachdem wir uns zusammen mit den Eltern die Nahrungsaufnahme genau angeschaut haben, versuchen wir die Reaktionen des Kindes richtig zu deuten und das derzeitige Verhalten zu durchbrechen. Das Trinken lässt sich beeinflussen, wenn man:

  • Veränderung der Haltung vornimmt

  • die Saugreaktion stimuliert

  • gezielt die orofaziale Muskulatur tonisiert


Aber auch zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Kleinkind beginnt erst breiige Kost und später feste Kost zu sich zu nehmen, kann es zu Schwierigkeiten beim Füttern, Essen und/oder Trinken kommen. In dieser Phase schauen wir uns wieder zusammen mit den Bezugspersonen die Situation an und versuchen einen Weg zu finden, der diese Schwierigkeiten durchbrechen kann, auch hier kann es bedeuten:

  • Die Haltung zu verändern

  • Bestimmte Zungenbewegungen zu stimulieren und zu unterstützen

  • Den Mundschluss zu stärken

  • Die Wangenspannung zu verbessern

Es gibt kein Patent, dass für jede Ess- Trink- oder Füttersituation anzuwenden ist, sondern wir schauen in der Therapie sehr differenziert nach den Nahrungsfunktionen, den Interaktionen und der Kommunikation und versuchen dann aus verschiedenen Therapieansätzen den passenden Weg für das Kind zu finden.